Narkoseverträglichkeit

Sie fragen sich sicherlich, ob eine Narkose im Alter genau so gut verträglich ist, wie bei jungen Menschen? Vielleicht machen Sie sich Sorgen um spezielle Vorerkrankungen? Möglicherweise haben Sie aber auch Bedenken, ob Sie im Anschluss an die Narkose weiterhin genau so fit sein werden wie zum Zeitpunkt davor oder ob Sie zum Beispiel vergesslich werden können.
Im Folgenden versuchen wir Ihnen auf einige dieser Fragen eine Antwort zu geben.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bei den meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist es besonders wichtig, einen unnötigen Stress zu vermeiden. Während einer operativen Behandlung kann es theoretisch zu Schwankungen von Blutdruck oder zu Herzrhythmusstörungen kommen. Möglicherweise bringen Sie diese Tendenzen schon in Ihrem Leben mit. Eine konsequente Abschirmung gegenüber allen Stressfaktoren ist dabei sehr wichtig. Moderne Medikamente erlauben eine sehr schonende und bestens steuerbare Narkoseführung, so dass die notwendige Schlaftiefe jederzeit neu eingestellt werden kann. So kann man während der Operation tief schlafen und unmittelbar danach schnell wieder wach sein. Ihr Blutdruck und Ihr Herzrhythmus bleiben dabei stets unter Kontrolle.

Lungenerkrankungen

Wenn Sie schon im Alltag Probleme mit der Atmung haben und schnell aus der Puste sind, ist ein angepasstes Narkoseregime von hoher Wichtigkeit. Sofern Sie die erforderliche Lagerung tolerieren und sie dabei ruhig atmen können, ist mitunter eine Operation in örtlicher Betäubung möglich. Sobald die Toleranz, die Atembeschwerden oder die Sauerstoffversorgung im Körper beeinträchtigt sind, ist eine Atemunterstützung oder auch eine schonende Beatmung unumgänglich. Hierbei verfügt Ihr Anästhesieteam über alle Formen der Atemhilfen, über leistungsstarke Geräte und über eine jahrelange Erfahrung. Man kann in der heutigen Zeit also auch bei Lungenerkrankungen schonende Narkosen durchführen.

Vergesslichkeit und Demenz

Eine gewisse Vergesslichkeit ist im hohen Alter fast normal, eine Demenz stellt aber sicherlich eine sehr einschränkende Erkrankung dar. Die Übergänge dazwischen sind oft fließend. Oft ist diese Erkrankung langsam aber kontinuierlich fortschreitend, manchmal scheinen bestimmte Ereignisse den Prozess zu verschlimmern oder zu beschleunigen. Die Frage, ob eine Operation oder eine Anästhesie zu einer Verschlechterung der Symptome beitragen kann, ist nicht einfach zu beantworten. Nach großen, langen und schweren Operationen kommen Phasen, die mit einer Unruhe oder sogar einem Delir einhergehen, gelegentlich vor. Sie bedürfen dann einer stationären oder sogar einer intensivmedizinischen Behandlung.

Kurzwirksame Narkosen

In der ambulanten Versorgung, bei kleineren, kürzeren Operationen und schonenden, kurzwirksamen Narkosen sind diese Probleme extrem selten und müssen definitiv nicht befürchtet werden. Feiner abgestimmte Hirnleistungen, die sich beispielsweise durch eine versteckte Vergesslichkeit äußern können, z. B. das Vergessen der PIN für die zweite Bankkarte, sind dabei nicht auszuschließen. In der Regel sind diese Phasen, die wir in der Fachsprache postoperatives neurokognitives Defizit nennen, vorübergehend und vor kurzer Dauer. Sie können davon ausgehen, dass solche Phasen nach einigen Stunden oder Tagen, selten nach wenigen Wochen vorübergehen. Eine bleibende Beeinträchtigung der Hirnfunktion ist sehr selten und dann oft im Sinne einer Verschlechterung einer ohnehin bestehenden und fortschreitenden prädemenziellen Erkrankung zu sehen. Bei speziellen Konstellationen oder einer bekannten Demenz sollten Sie diese und ähnliche Fragen gezielt mit dem Anästhesisten bei dem Vorgespräch ansprechen. Eine individuelle Planung der Operation und des anästhesiologischen Managements sind dann besonders wichtig. Manchmal, aber nicht immer kann man vielleicht auf eine Narkose verzichten. Möglicherweise kann man dabei längerwirksame Medikamente vermeiden oder eine besonders flache Narkoseführung anstreben.

Gewohntes soziales Umfeld

Nicht zuletzt sind für diese Patienten auch soziale Aspekte von Bedeutung, wie zum Beispiel eine baldige Zusammenführung mit Bekannten oder Familienangehörigen und eine frühzeitige Entlassung in das gewohnte soziale Umfeld. Ihre Anästhesisten sind dabei nicht machtlos, inzwischen weiß man viel über dieses Thema und kann den Verlauf in gewissen Grenzen auch günstig beeinflussen.

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